Immer das Wohl der Kinder vor Augen

Die Jugendbehindertenhilfe hat viele Aufgaben, die man jedoch nicht auf Anhieb sieht

Gemütlicher Alltag in der Kinderburg „Veronika Keller“.
Gemütlicher Alltag in der Kinderburg „Veronika Keller“.

Siegburg. „Der Zaun muss weg." Dieser Ausspruch hat sich als Motto für die Jugendbehindertenhilfe Siegburg Rhein-Sieg e. V. über die Jahre in den Köpfen und Herzen der Menschen verankert. Das Bild dahinter ist ganz einfach: Zwei Kinder an einem Maschendrahtzaun. Das eine sitzt im Rollstuhl und guckt in ein umfriedetes Grundstück. Das andere steht innen, geborgen hinter dem Zaun, hat ein Spielzeug in der Hand und beobachtet neugierig, wie das beeinträchtigte Kind ihm die Ärmchen entgegenstreckt. Sie können nicht zueinander kommen. Deshalb sagt die Inschrift: Der Zaun muss weg!

Die oft gar nicht deutlich erkennbare Barriere, zwischen den „Gesunden" und den Behinderten in unserer Gesellschaft, müssen wir verschwinden lassen. Diese Leistung nimmt uns kein Staat, keine Regierung, keine „öffentliche Hand" ab. Es ist erforderlich, hier unsere eigene Kraft einzubringen. Besser kann man die Motivation der JBH nicht ausdrücken. Von Anfang an hat sich der Verein zum Ziel gesetzt, behinderte und nicht behinderte Kinder und Jugendliche zusammenzubringen, damit sie gemeinsam leben, lernen und spielen. Allerdings bekommt niemand so recht mit, dass die JBH diesen Kindern schnell und unkompliziert hilft. Wenn eine Familie in Bedrängnis gerät, ist der Verein der richtige Ansprechpartner. In der Öffentlichkeit zeigen sich die Erfolge in der Arbeit der JBH-Kindertagesstätten Kinderburg „Veronika Keller" und „Die kleinen Strolche. Für beide gibt es ein breit gefächertes Trägerkonzept, das „Inklusions-Gedanken" schon längst verinnerlicht hat. Der Begriff „Bildung" umfasst nicht nur die Aneignung von Wissen und Fertigkeiten. Vielmehr geht es in gleichem Maße darum, den Nachwuchs in allen ihren möglichen Entwicklungsbereichen zu begleiten, zu fördern und herauszufordern. Die Schaffung von Selbstbewusstsein, Eigenständigkeit und Identität ist Grundlage jedes Bildungsprozesses, der durch das inklusive Konzept gelebt wird. Die Kinder verbringen ihre Zeit miteinander. Nicht nur Pädagogen sind in die Kita eingebunden, sondern auch Therapeuten, die ihre Arbeit unvermittelt leisten, wenn es notwendig erscheint. So fühlt sich das behinderte Kind nicht separat therapiert und nimmt „Förderung" nicht als solche wahr. Die Therapie wird im Alltag integriert und ist für alle selbstverständlich. Spielen, Essen und Bewegen gestalten sich für die Kinder ohne Vorurteile. Durch dieses interdisziplinäre Vorgehen können Probleme frühzeitig erkannt und Lösungen zeitgerecht angestrebt werden. Dies gipfelte letztendlich in den „Ball-Kids". Diese Breitensportgruppe brachte den kleinen Teilnehmern erfolgreich den Umgang mit dem Ball bei. Die vielen motorischen Übungen führten zu ungeahnten Erfolgen. Die behinderten Turner waren später so fit, dass sie in den normalen Sportverein wechseln konnten. Für die Partnereinrichtung auf dem Stallberg gilt dasselbe. Bei den „kleinen Strolchen" gehört Inklusion ebenso zum Tagesablauf. Beide Einrichtungen sind nach dem Qualitätsmanagement DIN EN ISO 9001 und Bildungsqualitätsmanagement BQM zertifiziert. Die Kooperation mit anderen Einrichtungen in „Familienzentren" gehört zur Arbeit. Während die „Strolche" zum Integrativen Verbund-Familien-Zentrum Stallberg/Braschoß zählen, bildet die Kinderburg mit der Kindertagesstätte „Pauline" das Integrative Familienzentrum Wolsdorf. Aktionen, wie zum Beispiel die Lesenächte für Kinder, sind mittlerweile so beliebt, dass die Teilnehmerzahl längst an ihre Grenzen stößt.

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