„Meine Erfahrung ist: man kann nichts alleine machen“

Der Troisdorfer Paul Ittenbach spendete 1.200 Euro aus Waffelverkauf an die JBH

Spende von Paul Ittenbach
Paul Ittenbach besuchte persönlich die Kinderburg.

Siegburg. Der Regen hatte aufgehört, als Paul Ittenbach in der Kinderburg „Veronika Keller" ankam. Eingepackt in ein Regencape rollte der gebürtige Siegburger in den Eingangsbereich. Ein Kind machte dabei schon große Augen. „Du braucht keine Angst zu haben", forderte der Mann den Nachwuchs zum Näherkommen auf.

Seit acht Uhr morgens war Paul Ittenbach bereits von seinem Wohnort Troisdorf in seinem Elektrorollstuhl unterwegs. „Ich vermeide es, mit Bus oder Bahn zu fahren", gibt er zu. Seit etwa fünf Jahren sitzt er aufgrund einer Krankheit im Rollstuhl. „Als gesunder Mensch macht man sich nicht so viele Gedanken. Man denkt, alle Menschen sind gleich und für Behinderte wird ja so viel gemacht." Doch im Alltag stellte er immer wieder fest, dass man fortwährend ausgegrenzt wird, sei es in einem Café oder auch bei der Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. „Oftmals will man die Rampe für Rollstuhlfahrer nicht für eine Station ausfahren." Dennoch lässt sich der Troisdorfer nicht entmutigen: „Viele Leute haben Angst mich anzusprechen, das gilt aber genauso für Behinderte." Warum Paul Ittenbach die Kindertagesstätte der Jugendbehindertenhilfe Siegburg Rhein-Sieg e.V. besuchte, hatte einen besonderen Grund, denn der hatte 1.200 Euro im Gepäck, die er Hans Hüngsberg, 1. Vorsitzender der Jugendbehindertenhilfe, überreichte. „Ich wollte das Geld einer Einrichtung spenden, wo Inklusion auch wirklich gelebt wird." Der Erlös stammte aus seinem eigenen Waffelstand, den er mit Freunden und Familie auf dem Troisdorfer Familienfest und beim Weihnachtsmarkt an der Burg Wissem „erbacken" hatte. „Ich habe früher im Tierheim Waffeln und Kuchen verkauft. Später legte ich mir eigenes Equipment zu. Nun bin ich mit einem selbstkreierten Waffelrezept und fünf Glühweinvarianten auf den Veranstaltungen anzutreffen." Oft werde er gefragt, warum er den Gewinn nicht für sich selbst verwende? „Ich besitze eine innere Zufriedenheit, deshalb hat das Geld für mich nicht die Bedeutung wie für andere." Schon vorher hatte er sich bewusst die JBH als Spendenempfänger ausgesucht, weil hier behinderte und nichtbehinderte Kinder zusammen spielen und lernen. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man nichts alleine machen kann. Auch bei meinem Waffelstand bin ich auf Familie und Freunde angewiesen. Ich kann das zwar organisieren, doch brauche ich Hilfe beim Auf- und Abbau." Ähnlich geht es dem leidenschaftlichen Karnevalisten auch bei den Kostümen, die er für seinen Rollstuhl entwirft. Früher war er mit seinen bunten Ideen ein Highlight im Programm der Siegburger Ehrengarde, doch mittlerweile ist das für ihn sehr anstrengend. „Mir fehlt oft die Kraft." An jedem Kostüm bastelt er das ganze Jahr. „Und dann brauche ich Leute, um alles anzupassen und anzuziehen." Für Paul Ittenbach ist es wichtig zu zeigen, dass man nur gemeinsam viel erreichen kann. „Deshalb hab ich auch die Gruppe Together gegründet. Die Sache auf den Märkten wäre mir nie gelungen, wenn nicht alle mitgemacht hätten." Deshalb geht sein großer Dank an Olaf König, sein Sohn Angelo Ittenbach nd seine Frau Julia Dotzel die großen Anteil an dem Erfolg haben. Hans Hüngsberg bedankte sich herzlich bei Paul Ittenbach und allen Beteiligten für die tolle Aktion. „Ich habe unheimlich großen Respekt davor", erklärte der Vorsitzende.

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